Sehen können
Sehen ist erforderlich für Schriftsprache. Blindheit und Sehbeeinträchtigungen verhindern Schriftsprache. Die absolute Sehschärfe, Schielen, anatomische Anomalitäten werden mit den klassischen Untersuchungsmethoden der Augenheilkunde gemessen. Liegen diese Werte innerhalb der Norm, werden die Augen als gesund bescheinigt oder ggf. eine Korrektur mittels einer Brille vorgenommen. Dennoch können bei "Gesunden" Probleme des Lesens, Lernstörungen auftreten. Ohne Augen können wir nicht sehen, aber sehen tun wir mit dem Gehirn.
Dynamisches Sehen
Man kann optische Signale von einem Sehreiz nur aufnehmen, wenn er nahe genug in der Mitte der Netzhaut eintrifft. Ist der Reiz zu weit rechts oder links, wird dies durch Kopfbewegung ausgeglichen, angepeilt und mit einem Blicksprung (Sakkade) in die Mitte der Netzhaut geholt, d.h. Augenbewegung ist notwendig und nützlich. Gleichzeitig ist hier aber das Problem: jede Augenbewegung verschiebt das Bild auf der Netzhaut ruckartig. Das Bild, das unser Bewusstsein erreicht, ist aus Einzelbildern zusammengesetzt. Typisch sind 3-5 Blicksprünge pro sek, um die Umgebung abzutasten, dies nehmen wir aber nicht wahr.
Wie die Unterfunktionen beim Hören muss analog bedacht und geprüft werden, dass es Störungen in verschiedenen Bereichen geben kann. Sehschärfe ist nur ein Maß für das räumliche Auflösungsvermögen, die Zeit spielt dabei keine Rolle. Die verschiedenen Einzelbilder durch die stattgefundenen Blicksprünge, müssen auseinander gehalten und in der richtigen Bildfolge wahrgenommen werden können. Es wird daher auch ein zeitliches Auflösungsvermögen (Dynamisches Sehen) benötigt, um gut sehen zu können, was bei bestimmten Sehaufgaben (z.B. Lesen) sehr wichtig wird. Dieser Umstand blieb bislang in der augenärztlichen Untersuchung unbeachtet und ist noch nicht etabliert.
Die Zweiteilung in statisches und dynamisches Sehen ist neurobiologisch belegt. Es sind im Auge zwei anatomisch unterscheidbare Arten von Nervenzellen nachweisbar. Diese Zweiteilung wird in weiteren Schaltstationen bis zur primären Sehrinde beibehalten und die Signale zu unterschiedlichen Hirnregionen weitergeleitet, die verschiedenen Funktionen dienen.
Zitierte Literatur:
Fischer Dr., Burkhart, Blickpunkte, Huber
Fischer Dr., Burkhart, Hören-Sehen-Blicken-Zählen, Teilleistungen und ihre Störungen, Huber
Fischer Dr., Burkhart, Wahrnehmungs- und Blickfunktionen bei Lernproblemen, Centaurus
Fischer Dr., Burkhart, Legasthenie, Centaurus
siehe auch Menüpunkt
"Links", wissenschaftlich, Freiburger BlickLabor, Prof. Dr. B. Fischer