Zählen ist zwar nicht im engeren Sinne eine Sinnesleistung sondern ein Prozess im Gehirn, aber Mengenvorstellung geht aus einer besonderen Sehleistung vor oder wird durch diese zumindest gefördert.

Mit Fingern zählen ist machbar, durch weiteres zählen und zusammenzählen auch. Addieren ist aber etwas anderes: Eine Zahl als Ganzes zählt und eine andere Zahl als Ganzes dazu, dann ist die Summe als neues Ganzes zu nennen. Man muss Zahlen daher als Menge entwickelt haben. Sehen hilft uns dabei, kleine Mengen auf einen Blick (100-250 ms) zu erfassen = Simultanerfassung.

Etwa 50% der Legastheniker bis 13 Jahre weisen zu lange Grundreaktionszeiten oder fehlerhafte Erkennungsrate auf. Die Rückschlüsse daraus für Lesen und Schreiben: eine rasche Erfassung der Menge von Buchstaben nutzt flüssigem Lesen. Kurze Worte kann man mit einem Blick während der Fixationszeit erfassen. In längeren Worten finden mehrere Fixationen statt. Für die Berechnung der Größe des Blicksprungs wird aus den Augenwinkeln die Menge der Buchstaben abgeschätzt. Eine Schwäche in der Simultanerfassung kann dies behindern. Der tatsächliche Einfluss zeigt sich, wenn dann eine trainierte und verbesserte Simultanerfassung das Lesen erleichtert.

Bei Dyskalkulie fällt auf, dass im Test zur Simultanerfassung schon bei 1 - 3 Reizen (die man bei Legasthenen nicht untersucht, weil das jeder kann) Fehler auftreten, ab 4 Reizen deutlich auffällig, bei 7/8 Reizen noch deutlicher. Betrachtet man die Zeit, wird bereits bei 1 Symbol schon mehr Zeit benötigt. Unter den rechenschwachen Kindern gibt es 3x so viele Auffällige wie bei den Kontrollkindern.

Zitierte Literatur:
Fischer Dr., Burkhart, Blickpunkte, Huber
Fischer Dr., Burkhart, Hören-Sehen-Blicken-Zählen, Teilleistungen und ihre Störungen, Huber
Fischer Dr., Burkhart, Wahrnehmungs- und Blickfunktionen bei Lernproblemen, Centaurus
Fischer Dr., Burkhart, Legasthenie, Centaurus

siehe auch Menüpunkt
"Links", wissenschaftlich, Freiburger BlickLabor, Prof. Dr. B. Fischer

   
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